Wenn man sich als Organisation mit dem Gedanken trägt, ein System kollegialer Ansprechpartner einzuführen, sollte man sich klar darüber sein, dass eine zumindest jährliche Supervision und Fortbildung notwendig ist, um die gelernten Fertigkeiten immer wieder zu üben und zu reflektieren. Vor allem dann, wenn wenig Gelegenheiten besteht, das Gelernte einzusetzen.
Es bedarf nicht vieler Vertrauensleute, sicher weniger als medizinische Ersthelfer, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Dennoch sollte es mehr als einen geben, damit auch in der Organisation ein Austausch und gegenseitige Unterstützung im Notfall möglich ist. Außerdem sollten diese „psychologischen Ersthelfer“, wie die medizinischen Ersthelfer, in den Notfallplan der Organisation eingebunden sein.
Vertrauensleute sollten selbst entscheiden, ob sie sich dieser Aufgabe gewachsen fühlen und wenn möglich sollten sie in der Organisation in gutem Ansehen stehen, das erleichtert den Kontakt im Ernstfall.
Als Ausbilder werden wir nach dem Grundtraining ausdrücklich Rückmeldung darüber geben, sollte uns ein Teilnehmer als absolut ungeeignet als kollegialer Ansprechpartner erscheinen.
Die Fortbildung besteht in einem 3-tägigen Grundtraining und jährlicher Supervision und Fortbildung.
Das Grundtraining
Das Grundtraining beinhaltet ein wenig Theoriewissen und vor allem Übungseinheiten, in denen die notwendigen Fertigkeiten der Krisenintervention ausprobiert und eingeübt werden. Da die Begegnung mit Menschen nach traumatischen Erfahrungen sehr viel mit unserer eigenen psychischen Gesundheit, unseren eigenen psychischen Belastungsgrenzen und Stressbewältigungsstrategien zu tun hat, gibt es auch diese Themen im Grundtraining. Vom zeitlichen Umfang nimmt das Theoriewissen einen halben Tag, der praktische Teil zur Krisenintervention eineinhalb Tage und der Selbsterfahrungsteil einen Tag in Anspruch.
Theoriewissen
Das wenige reine Theoriewissen, das vermittelt wird, beinhaltet Antworten auf die Fragen: Was ist eine psychologische Krise? Was ist ein Trauma? Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung? Was ist eine Akute Belastungsreaktion? Wann muss ich jemanden zu einem Notfallpsychologen oder Traumatherapeuten schicken?
Die Teilnehmer lernen folgende Begriffe kennen und sind in der Lage, sie einem Betroffenen in einfacher Sprache zu erklären: Wie entsteht Stress? Wie kann ich diesen Stress erkennen? Was kann ich in den nächsten Tagen dagegen tun?
Praxiswissen und Übungen
Die Grundlagen der Gesprächsführung in Krisensituationen werden eingeführt und anschließend in verschiedenen Szenarien ausprobiert und geübt. Dabei nehmen wir uns Zeit für die Durchführung und werten nach den gängigen Methoden der Erwachsenenbildung und Erlebnispädagogik aus, um den Lernerfolg zu maximieren. Nebenbei werden die Teilnehmer sich darüber Gedanken machen, was einen hilfreichen Helfer auszeichnet.
Selbsterfahrung: Eigene Grenzen
Krisenintervention, also die Begegnung mit Menschen, die unter extremem Stress stehen, bringt den Helfer immer wieder in Situationen, in denen er sich genauso hilflos und ohnmächtig fühlt wie das traumatisierte Gegenüber. Was kann ich wirklich tun? Bin ich schuld, wenn es dem anderen nach unserem Gespräch nicht besser geht? Was tue ich, wenn es mir alles zu viel wird? Diese und ähnliche Fragen sollte sich jeder Helfer einmal stellen. Eine Antwort darauf zu finden bedeutet letztendlich zu akzeptieren, dass wir manchmal hilflose und gleichzeitig hilfreiche Helfer sind. Wie das sein kann? Dazu bietet dieser Teil der Veranstaltung eine Antwort an.
Supervision und Fortbildung
Supervision dient dem Austausch mit gemachten Erfahrungen und ist vor allem dann hilfreich, wenn ein Helfer zum Einsatz gekommen ist.
Fortbildung hilft dabei, den eigenen Horizont zu erweitern und die gelernten Fertigkeiten der Krisenkommunikation zu üben und zu festigen. Deswegen bieten wir in Fortbildungsveranstaltungen vor allem Übungen in Form von Krisen-Szenarien an, aber auch immer wieder theoretischen Input für unsere interessierten Teilnehmer.
Wir beraten Sie gerne. Fragen Sie nach!